Die Ergebnisse epidemiologischer Studien lassen vermuten, dass der Genuss von Kaffee das Alzheimer-Risiko verringern und einem alterungsbedingten Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten entgegenwirken könnte.
Neben epidemiologischen Studien [z. B. 1-3] liegen auch experimentelle Studien dazu vor. Eine viel beachtete Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass die Einnahme von Koffein beim Menschen das Langzeitgedächtnis stärken konnte [4]. Tierexperimentelle Untersuchungen stützen die Annahme, dass sowohl Kaffee als auch Koffein möglicherweise eine protektive Wirkung im Hinblick auf Alzheimer entfalten [z. B. 5, 6].
Wirkweise: die Rolle des Koffeins
Worauf könnte der positive Effekt beruhen? Dazu gibt es einige Forschungsergebnisse, die allerdings in ganz verschiedene Richtungen deuten. Gleich mehrere Arbeiten betonen die Rolle des Koffeins. So könnte dieses die Produktion des Liquor cerebrospinalis erhöhen [7] und die Neurodegeneration stoppen [8].
Auch in einer anderen Studie [9] spielte das Koffein eine zentrale Rolle, allerdings nur zusammen mit einer weiteren, noch nicht identifizierten Substanz im Kaffee: Sie wirkten synergetisch und erhöhten den Plasmaspiegel von gleich drei Zytokinen im Blut (und zwar von G-CSF, IL-10 und IL-6).
Ein deutsch-französisches Wissenschaftlerteam untersuchte 2016, wie sich Koffein auf die bei Alzheimer typischen Eiweißablagerungen auswirkt [10]. Dafür benutzten sie einen koffeinähnlichen Wirkstoff (MSX-3), der ebenso wie Koffein als A2A-Antagonist fungiert. Mit diesem Wirkstoff behandelten sie Mäuse, welche die bei Alzheimer typischen Protein-Ablagerungen aufwiesen. Mit Erfolg: Die Nager schnitten in Gedächtnistests deutlich besser ab als ihre unbehandelten Artgenossen.
Andere Kaffee-Inhaltsstoffe
Die Ergebnisse einer früheren Untersuchung mit Mäusen lassen dagegen vermuten, dass Koffein vielleicht doch keine Schlüsselfunktion eines schützenden Effekts hat: In der Studie konnte ein Präparat aus entkoffeinierten grünen Kaffeebohnen den Energiestoffwechsel des Gehirns ankurbeln [11]. Die untersuchten Mäuse litten an einem diätinduzierten Typ-2-Diabetes – was die Studie besonders interessant macht. Denn schon länger gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Diabetes das Demenzrisiko erhöht.
In einer Studie mit Ratten, die typische Alzheimerdefekte aufwiesen, zeigte ein bisher wenig beachtetes Molekül im Kaffee – Eicosanoyl-5-Hydroxytryptamid (EHT) – eine Schutzwirkung [12]. Nachdem EHT über 6 bis 12 Monate dem Futter zugesetzt worden war, besserten sich einige typische Alzheimer-Parameter wie die Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten oder die erhöhte Konzentration zytoplasmatischen Beta-Amyloids.
Einer Demenz vorbeugen
Es gibt zahlreiche Faktoren, die Demenzerkrankungen begünstigen. Dazu zählen erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, ein zu hoher Blutdruck, Tabakkonsum und Bewegungsmangel. Doch wer gesund lebt, kann das Demenz-Risiko senken. Eine wesentliche Rolle bei der Vorbeugung spielen regelmäßige Bewegung, soziale Aktivitäten, geistige Anregung und eine ausgewogene Ernährung. Der Genuss von Kaffee darf dabei dazugehören.
FAZIT
Es gibt Hinweise darauf, dass der Konsum von Kaffee dem Risiko für eine Demenz entgegenwirken könnte. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt.
- Sugiyama, K. J Alzheimers Dis, 50(2):491–500, 2016.
- Liu, Q.P. et al. Nutrition, 32(6):628–36, 2016.
- Driscoll, I. et al. J Gerontol A Biol Sci Med Sci, 71(12):1596–1602, 2016.
- Borota, D. et al. Nat Neurosci, 17(2):201–3, 2014.
- Laurent, C. et al. Neurobiol Aging, 35(9):2079–90, 2014.
- Basurto-Islas, G. et al. Neurobiol Aging, 35(12):2701–12, 2014.
- Wostyn, P. et al. Intern J of Alzheimer’s Dis, Vol 2011, Article ID 617420.
- Zeitlin, R. et al. Brain Res, 1417:127–36, 2011.
- Cao, C. et al. J of Alzheimer‘s Dis, 25(2): 323–335, 2011.
- Laurent, C. et al. Mol Psychiatry, 21(1):97–107, 2016.
- Ho, L. et al. Nutr Neurosci, 15(1):37–45, 2012.
- Basurto-Islas, G. et al. Neurobiol Aging, 35(12):2701–12, 2014.