Studien zeigen, dass der Genuss von Kaffee bzw. Koffein die Wachheit erhöht. Dieser positive Effekt macht sich beim Kraftfahren bemerkbar und ist in zahlreichen Untersuchungen geprüft worden.
So z. B. auch im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2006, bei der Autofahrer daraufhin untersucht wurden, welchen Einfluss der Genuss von 125 ml Kaffee (das waren in der Studie 200 mg Koffein) auf ihre Fahrtauglichkeit während nächtlicher Fahrten hatte. Kaffee erwies sich dabei als genauso wirksam wie ein kurzes Nickerchen [1, 2].
Besser geradeaus unterwegs
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie aus dem Jahr 2012 wurde der Effekt einer einzelnen Tasse Kaffee (80 mg Koffein) auf das Fahrverhalten bei einer simulierten monotonen Autobahnfahrt untersucht [3]. Nach zwei Stunden „Fahrt“ durften die Probanden einen Kaffee mit bzw. ohne Koffein trinken. Bei den Fahrern, die koffeinhaltigen Kaffee zu sich genommen hatten, rollte der Wagen mit weniger Abweichungen zur Seite auf der Straße, und die subjektive Schläfrigkeit war niedriger als in der Vergleichsgruppe.
Erhöht Koffein die Sicherheit beim Fahren?
Im Jahr 2013 erschien eine Studie, welche die Auswirkung koffeinhaltiger Substanzen bei Berufskraftfahrern untersuchte [4]. Die Fahrer hatten lange Strecken zurückzulegen, und es zeigte sich, dass der Konsum koffeinhaltiger Substanzen das Risiko für Unfälle reduzierte. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der Konsum koffeinhaltiger Substanzen eine zusätzliche Strategie sein kann, um die Wachheit beim Fahren aufrechtzuerhalten. In die gleiche Richtung weisen Ergebnisse einer im Jahr 2015 erschienenen Studie [5]. Untersucht wurde hier der Effekt auf Fahrer, die gewohnheitsmäßig koffeinhaltige Getränke konsumierten. Es zeigte sich, dass der Genuss dieser Getränke dosisabhängig zu einer Reduktion sicherheitsrelevanter kritischer Situationen führte.
Der positive sicherheitsrelevante Effekt ist sehr erfreulich und eigentlich auch die logische Schlussfolgerung anderer Beobachtungen: Bereits in einer 2010 veröffentlichten placebokontrollierten, doppelblinden Studie wurde die Auswirkung von Koffein auf die visuelle Aufmerksamkeit untersucht und ein — dosisabhängiger — stimulierender Effekt von Koffein festgestellt. Koffein verbesserte die anhaltende Aufmerksamkeit und die Wachheit der Probanden [6]. Dass auch relativ niedrige Dosen Koffein eine positive Auswirkung auf die anhaltende Aufmerksamkeit haben, konnten niederländische Forscher im Jahr 2016 zeigen [7]. Sie untersuchten den Effekt von 60 mg Koffein auf 82 Frauen und Männer, die normalerweise entweder gar kein bzw. nur sehr wenig Koffein konsumierten. Vigilanz und Müdigkeit wurden anhand mehrerer Tests bestimmt, und im Resultat zeigte sich eine signifikante Verbesserung der anhaltenden Aufmerksamkeit und eine Abnahme der Fehlerrate.
Nicht alle profitieren
Es gibt allerdings auch Hinweise darauf, dass bei bestimmten Menschen und bei regelmäßigem Konsum von Koffein der gewünschte wachmachende Effekt ausbleiben kann bzw. höhere Dosen benötigt werden [8]. Die Gründe hierfür könnten in der individuellen genetischen Ausstattung zu finden sein bzw. in der Entwicklung einer Toleranz bei gewohnheitsmäßigem Koffeinkonsum (siehe Kapitel „Gewöhnung / Toleranz / Abhängigkeit / Entzug“).
FAZIT
Der Genuss von Kaffee bzw. Koffein erhöht die Wachheit und verbessert die anhaltende Aufmerksamkeit. Dieser Effekt kann nachweislich auch die Sicherheit beim Autofahren erhöhen.
- Boivin, D. et al. Sleep Medicine, 8,545–546, 2007.
- Phillip, P. et al. Annals of Internal Medicine, 144,785–791, 2006.
- Mets, M.A.J. et al. Psychopharmacology, 222,337–342, 2012.
- Sharwood, L.N. BMJ, 18;346:1140, 2013.
- Heaton, K. & Griffi n, R. Workplace Health Saf, 63(8):333–4, 2015.
- Brunyé, T.T. et al. Brain and Cognition, 72,181–188, 2010.
- Wilhelmus, M.M.M. et al. Journal of Psychopharmacology, 1–11, 2016.
- Rogers, P.J. et al. Psychopharmacology, 226(2):229–40, 2013.