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Kaffee & Krankheitsbilder

Herz-Kreislauf-System

Immer noch ist die Befürchtung verbreitet, Kaffee könne das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Herzkranken wird daher oftmals per se geraten, auf ihren Kaffee zu verzichten. Doch diese Vorstellungen sind veraltet. Selbst Herzkranke müssen nicht automatisch auf ihren Kaffee verzichten. Es gibt sogar einzelne Krankheitsbilder, bei denen sich der Genuss von Kaffee positiv auf das Erkrankungsrisiko auswirkt.

ALLGEMEIN

In der berühmten Framingham Heart Study untersuchen Wissenschaftler seit 1948 systematisch die Bewohner einer ganzen Stadt auf Ursachen und Risiken der koronaren Herzkrankheit (KHK) und der Arteriosklerose. Eine auf diesen Daten basierende Studie nahm u. a. die langfristige Auswirkung des Kaffeekonsums auf die Herzgesundheit unter die Lupe.

In der prospektiven Studie wurden mehr als 1.300 Versuchsteilnehmer der Stadt Framingham in Massachusetts zehn Jahre lang umfassend beobachtet [1]. Die Forscher fanden einen Schutzeffekt von Kaffee bei normotensiven Senioren, deren Herz-Kreislauf-Mortalität im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern um 43 Prozent vermindert war. Ein neutraler oder sogar günstiger Einfluss von Kaffeekonsum auf die Herz-Kreislauf-Mortalität konnte in späteren Studien bestätigt werden [z. B. 2, 3 , 4].
 

Moderater Kaffeegenuss wirkt neutral oder schützend

Im Jahr 2016 schließlich erschien eine Studie eines internationalen Forscherteams, die die Reduktion des Risikos, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, genauer bezifferte: Bei einem Konsum von vier Tassen Kaffee am Tag, so die Experten, lag das relative Risiko (RR) in der Untersuchung bei 0,85 [5]. Auch dänische Forscher fanden eine niedrigere Sterblichkeit bei Kaffeetrinkern, das niedrigste Risiko hatten diejenigen, die das Getränk in moderaten Dosen genossen [6].

Deutsche Experten, die im Jahr 2012 in der großen European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) Study nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen suchten, fanden zwar keinen positiven Einfluss des Kaffeegenusses auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen allgemein – allerdings auch keinen negativen [7]. Und auch in einem Review aus dem Jahr 2013 stellten die Forscher fest: Kaffee erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht [8].
 

Empfehlung

Anfang des Jahres 2017 erschien im Expert Review of Cardiovascular Therapy ein Report, für den ein amerikanischer Kardiologe die zwischen den Jahren 2010 und 2016 erschienenen Studien über die Auswirkung des Konsums von Kaffee auf die Herzgesundheit ausgewertet hatte [9]. Der Experte kam zu dem Schluss, dass ein moderater Kaffeekonsum sicher und möglicherweise sogar vorteilhaft ist, und zwar nicht nur für Gesunde, sondern auch für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine allgemein empfohlene Einschränkung des Kaffeekonsums für diese Patienten sei nicht gerechtfertigt, lediglich besonders vulnerable Patienten sollten vorsichtig sein.

  1. Greenberg, J.A. et al. American Journal of Cardiology, 102,1502–1508, 2008.
  2. Freedman, N.D. et al. N Eng J Med, 366,1891–904, 2012.
  3. Loomba, R.S. et al. Am J Ther, 23(1):e232–7, 2016.
  4. Saito, E. et al. Am J Clin Nutr, 101(5):1029–37, 2015.
  5. Grosso, G. et al. Eur J Epidemiol, 31(12):1191–1205, 2016.
  6. Nordestgaard, A.T.& Nordestgaard, B.G. Int J Epidemiol. pii:dyw325, 2016.
  7. Floegel, A. et al. Am J Clin Nutr, 95(4):901–8, 2012.
  8. Rebello, S.A. & van Dam, R. Current Cardiology Reports, 10:403, 2013.
  9. Chrysant, S.G. Expert Rev Cardiovasc Ther, 15(3):151–156, 2017.
BLUTDRUCK

Ob sich, wie oftmals vermutet, der Blutdruck durch Kaffeegenuss erhöht, ist schon seit Langem Gegenstand der Forschung. Kaffee bzw. das darin enthaltene Koffein beeinflussen das Herz und die Gefäße.

In Laborexperimenten mit isolierten Gefäßen bzw. Zellkulturen bewirkte die Zugabe von Koffein eine Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation). In-vivo-Versuche kamen jedoch zum Teil zu anderen Ergebnissen, möglicherweise wegen gegenregulatorischer Mechanismen. In Versuchen mit Nagern zeigte sich, dass Koffein die Herzschlagrate und den Blutdruck erhöhen konnte. Koffein nimmt darüber hinaus Einfluss auf die endotheliale Gefäßfunktion. Die Ergebnisse sind bisher widersprüchlich [1].
 

Bei gesunden normotensiven Probanden kein langfristiger Einfluss

In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2012 konnten Forscher keinen signifikanten Einfluss von Kaffee auf den Blutdruck oder auf das Risiko für Bluthochdruck finden [2]. Bei normotonen Menschen erhöht sich zwar der Blutdruck nach dem Konsum von Kaffee, allerdings nur kurz und vor allem dann, wenn das Getränk nicht gewohnheitsmäßig genossen wird, so das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2015 [3]. Die kurzfristige Blutdruckerhöhung ist wahrscheinlich eine Folge der Erhöhung des Widerstands in peripheren Gefäßen [1].
Laut einem Review aus dem Jahr 2017 finden sich in Bezug auf Blutdruck in der Mehrzahl der Studien neutrale oder sogar günstige Einflüsse [4].
 

Wirkung hängt auch von der genetischen Ausstattung ab

Doch gibt es eine gewisse Variabilität in den Forschungsergebnissen. Diese Varianz erklären einige Forscher mit einer unterschiedlichen genetischen Ausstattung in Bezug auf den A2A-Rezeptor [5].
Andere Wissenschaftler begründen den Unterschied mit einer unterschiedlichen genetischen Ausstattung in Bezug auf das Leberenzym Cytochrom P450 1A2 [6]. Cytochrom P450 1A2 baut in der Leber mehr als 95 Prozent des Koffeins ab. Bei Trägern einer bestimmten Genvariante baut das Leberenzym Koffein entweder langsam („langsame Koffeinabbauer“) oder schnell ab („schnelle Koffeinabbauer“). Menschen, bei denen die aufmunternde Wirkung von Kaffee sehr lange anhält, gehören wahrscheinlich zu den „langsamen Koffeinabbauern“. Einer Langzeitstudie zufolge ist das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, bei Kaffee trinkenden „langsamen Koffeinabbauern“ im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern erhöht. Bei Kaffee trinkenden „schnellen Koffeinabbauern“ ist es im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern hingegen verringert [7].
 

Vorsicht bei Hypertonikern und bei bestimmtem Risikoprofil

Möglicherweise gibt es bestimmte Menschen, bei denen Koffein den Blutdruck erhöhen könnte. So zeigte eine Langzeituntersuchung, dass sich bei Männern über 70 Jahren und einem BMI von mehr als 30 bei stärkerem Kaffeekonsum der systolische Blutdruck auch langfristig erhöhte. Bei Frauen wurde dieser Zusammenhang nicht beobachtet [8].
2016 erschien eine Studie, in der der Einfluss des gewohnheitsmäßigen Kaffeekonsums auf den 24-Stunden-Blutdruck und die Blutdruckkontrolle bei Senioren mit Bluthochdruck untersucht wurde. Es zeigte sich, dass mit der Höhe des Kaffeekonsums das Risiko für einen nicht gut kontrollierten Blutdruck stieg [9]. Im gleichen Jahr untersuchten italienische Forscher den Einfluss des Kaffeekonsums auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Zwischenfällen bei 18- bis 45-Jährigen mit diagnostiziertem Bluthochdruck im ersten Stadium. Ihren Analysen zufolge erhöhte sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Zwischenfälle linear zur Menge des konsumierten Kaffees. Hypertonikern sollte daher vom Kaffeegenuss abgeraten werden, so die Autoren [10].

Systematische Übersichtsarbeiten kamen jedoch zu anderen Schlüssen: In einem Review aus dem Jahr 2014 erklärten die Wissenschaftler, dass aus ihrer Sicht kein Anlass bestehe, Menschen mit erhöhtem Blutdruck zu raten, ihren Konsum koffeinhaltiger Getränke zu drosseln – wenn sie in maßvollen Mengen genossen würden [11]. Und auch in dem bereits erwähnten Review aus dem Jahr 2017 kam der Autor zu dem Schluss, dass Hypertonikern nicht von einem moderaten Kaffeekonsum abgeraten werden solle [4].
 

FAZIT

Koffein hat bei normotensiven Menschen keinen nennenswerten langfristigen Einfluss auf den Blutdruck. Ausnahmen sind möglicherweise diejenigen, die Koffein nur sehr langsam abbauen. Bei ihnen könnte sich das Risiko für einen Bluthochdruck erhöhen. In Bezug auf Hypertoniker ist die Studienlage nicht eindeutig. Bluthochdruckpatienten sollten ihren Kaffee daher in moderaten Dosen (bis zu drei Tassen am Tag) genießen oder auf entkoffeinierten Kaffee umsteigen. In einem Review sahen die Wissenschaftler keinen Anlass, grundsätzlich von koffeinhaltigen Getränken abzuraten, wenn diese in maßvollen Mengen genossen werden.

  1. Guessous, I. et al. Curr Hypertens Rep, 16(9):468, 2014.
  2. Zulli, A. et al. Eur J Nutr, 55(4):1331–43, 2016.
  3. Steffen, M. et al. J Hypertension, 12:2245–54, 2012.
  4. Zimmermann-Viehoff, F. et al.  Nutr Neurosci, 19(4):169–75, 2016.
  5. Chrysant, S.G. Expert Rev Cardiovasc Ther, 15(3):151–156, 2017.
  6. Renda, G. et al. American J of Clinical Nutrition, 95:241–248, 2011.
  7. Cornelis, M.C. et al. JAMA, 295(10):1135–41, 2006.
  8. Palatini, P. et al. Journal of Hypertension, 27(8):1594–1601, 2009.
  9. Giggey, P.P. et al. Am J Hypertension, 24,310–315, 2011.
  10. Lopez-Garcia, E. et al. Clinical Nutrition, 35(6):1457–1463, 2016.
  11. Palatini, P. et al. Int J Cardiol, 212:131–7, 2016.
CHOLESTERIN

Verbraucher stellen sich häufig die Frage, ob der Konsum von Kaffee den Cholesterinspiegel beeinflusst. Kaffee selbst ist cholesterinfrei. Er enthält jedoch die beiden Diterpene Kafestol und Kahweol, von denen bekannt ist, dass sie die Cholesterinwerte im Blut indirekt erhöhen können.

Bezüglich des Kafestols ist der Mechanismus bekannt: Es hemmt Enzyme in der Leber, die für den Abbau von Cholesterin zu Gallensäuren erforderlich sind. Der Diterpengehalt des Kaffees ist allerdings abhängig von der Zubereitungsart.

In einer Studie aus dem Jahr 2011 kamen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Filterkaffee nur geringe Mengen an Kafestol und Kahweol enthält, da die beiden Stoffe im Filter hängen blieben [1]. Er hatte daher laut den Studienautoren keinen nennenswerten Einfluss auf den Blut-Cholesterinwert. Höhere Diterpenmengen fanden sich hingegen in aufgebrühtem Kaffee (wie beispielsweise nach türkischer oder skandinavischer Art zubereitetem Kaffee) und in Kaffee aus Maschinen ohne Filterprinzip (wie auch bei der French Press /Pressstempelkanne). Fünf Tassen solcherart aufgebrühten Kaffees konnten den Serumcholesterinwert leicht erhöhen.

Inzwischen liegen auch Daten für italienische Zubereitungsarten des Heißgetränks vor: Laut einer im Jahr 2015 veröffentlichten Studie erhöhten weder Espresso noch Mokka den Blutspiegel von LDL, HDL oder den der Triglyceride [2].

Ein Review aus dem Jahr 2015 beleuchtete einen möglichen positiven Effekt des Kaffeegenusses auf den Cholesterin-Haushalt [3]. Kaffee könnte demnach einen schützenden Effekt in Bezug auf Atherosklerose haben, vermuteten die Autoren des Reviews.

In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde der Zusammenhang zwischen einzelnen Parametern des Metabolischen Syndroms und dem Konsum koffeinhaltiger Getränke in einer italienischen Population untersucht [4]. Es zeigte sich, dass der Konsum von Espresso umgekehrt mit dem Triglycerid-Blutspiegel assoziiert war.
 

FAZIT

Kaffee, der nicht gefiltert wurde, könnte den Cholesterinwert leicht erhöhen, wenn er in größeren Mengen getrunken wird. Der Genuss von Filterkaffee und Espresso hat laut neuen Studien keine Auswirkung auf den Cholesterinspiegel. 

  1. Grosso, G. et al. Journal of Epidemiology, 24(4):327–33, 2014.
  2. Naidoo, N. et al. Nutrition Journal, 10:48, 2011.
  3. Grioni, S. et al. PLoS ONE, 10(5):e0126550, 2015.
  4. Zanotti, I. et al. Food Funct, 6,13–31, 2015.
ERKRANKUNGEN

Wie wirkt sich das Kaffeegetränk auf das Risiko verschiedener Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder Schlaganfall aus?


Herzinfarkt und Kaffeegenuss nach Myokardinfarkt

Die Befürchtung, Kaffeetrinker könnten durch den Genuss des Muntermachers ihr Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen, ist so allgemein nicht richtig. In der großen European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) study (Deutschland) aus dem Jahr 2012 wurde kein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Myokardinfarkt gefunden [1]. Möglicherweise gibt es sogar schützende Effekte: In einer großen koreanischen Studie aus dem Jahr 2015 zeigte sich, dass Kaffeetrinken einen Schutz vor unerwünschten Kalziumablagerungen in den Herzkranzgefäßen bietet [2].

Andererseits zeigte eine Studie aus dem Jahr 2015 nach dem Konsum von Mokka und Espresso einen leichten Risikoanstieg für einen Herzinfarkt [3]. Eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse lieferten kanadische Forscher bereits im Jahr 2006: Sie fanden ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt durch den Konsum von Kaffee — allerdings nur bei den Individuen, die zu den „langsamen Koffeinabbauern“ gehörten [4].

Interessant ist es, sich den Einfluss von Kaffee auf das Krankheitsgeschehen nach Myokardinfarkt anzusehen. Ein schwedisch-amerikanisches Forscherteam untersuchte dies [5]: Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob es bei Herzinfarktpatienten einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Mortalität nach dem Infarkt gibt. Dafür wurden die Studienteilnehmer nach ihrem Kaffeekonsum befragt. Sieben Jahre lang wurde die Mortalität verfolgt. Ergebnis: Kaffeetrinker starben im Beobachtungszeitraum seltener als Nicht-Kaffeetrinker. Dabei zeigte sich ein eindeutiger Dosis-Wirkungszusammenhang. Dass ein gewohnheitsmäßiger Kaffeekonsum das Mortalitätsrisiko nach einem Herzinfarkt senkt, fanden auch britische Forscher in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2016 [6].
 

FAZIT

Für eine abschließende Beurteilung liegen noch zu wenige Daten vor. Im Hinblick auf das Infarktrisiko spricht nach der momentanen Studienlage nichts gegen einen moderaten Konsum von Kaffee, wenn man ihn gut verträgt, also beispielsweise nicht zu den „langsamen Koffeinabbauern“ gehört (siehe auch Abschnitt Blutdruck). Auch Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, können, in Absprache mit ihrem Arzt, Kaffee in Maßen genießen.
 

  1. Floegel, A. et al. Am J Clin Nutr, 95(4):901–8, 2012.
  2. Choi, Y. et al. Heart, 101(9):686–91, 2015.
  3. Grioni, S. et al. PLoS One, 10(5):e0126550, 2015.
  4. Cornelis, M.C. et al. JAMA, 295(10):1135–41, 2006.
  5. Mukamal, K.J. et al. American Heart Journal, 157(3):495–501, 2009.
  6. Brown, O.I. et al. Coron Artery Dis, 27(7):566–72, 2016.

Herzrhythmusstörungen

Es ist bekannt, dass Koffein die Herztätigkeit anregt. Kaffee stand deshalb lange im Verdacht, Herzrhythmusstörungen auslösen zu können.Zu Unrecht, wie zahlreiche Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der bedeutsamsten Rhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, zeigen.

Amerikanische Wissenschaftler stellten in einer im Jahr 2011 veröffentlichten Studie mit mehr als 130.000 Teilnehmern fest, dass Kaffeetrinker seltener wegen Rhythmusstörungen in ein Krankenhaus eingewiesen werden mussten als Nicht-Kaffeetrinker [1]. In einem 2013 veröffentlichten Review mit Metaanalyse der Daten fanden die Experten keinen Hinweis darauf, dass eine langfristige Koffeinexposition mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern verbunden war [2]. Ganz im Gegenteil, wie sich auch in einer anderen Studie zeigte: Ein regelmäßiger Koffeinkonsum könnte im Hinblick auf diese häufige Rhythmusstörung sogar leicht schützend wirken [3]. Auch dänische Daten aus dem Jahr 2016 zeigten, dass ein höherer Kaffeekonsum mit einer niedrigeren Inzidenz von Vorhofflimmern verbunden war. Der Zusammenhang erwies sich als linear, bei vier bis fünf Tassen Kaffee/Tag betrug die Hazard Ratio 0.79 [4].

Selbst hohe Koffeindosen scheinen bei Patienten mit Herzinsuffizienz keinen Einfluss auf die Herzaktion zu haben. Dies zeigte sich in einer randomisierten Doppelblindstudie, an der 51 ältere Patienten mit Herzschwäche teilnahmen [5]. Sie alle besaßen einen implantierten Kardioverter/Defibrillator, der Unregelmäßigkeiten im Herzschlag aufzeichnen und im Notfall eine lebensbedrohliche Arrhythmie beenden konnte. Die Patienten erhielten über fünf Stunden jede Stunde einen entkoffeinierten Kaffee, dem in der einen Hälfte der Patienten ein Koffeinpulver (100 mg) und in der anderen ein Placebo zugefügt wurde. Es zeigte sich, dass die akute hohe Koffeindosis keinen Einfluss auf die Rate der ventrikulären oder supraventrikulären Arrhythmien hatte. Die Ergebnisse lieferten daher keinen Hinweis, dass ein erhöhter Koffeinkonsum ein akutes Risiko für die Patienten darstellen könnte, resümierten die Forscher.

Die alte Vorstellung, dass der Genuss von Kaffee Herzrhythmusstörungen auslösen könnte, wurde durch Studien bis dato nicht bestätigt, so auch das Fazit des Autors eines Reviews aus dem Jahr 2017. Die Studienergebnisse zeigten hier ebenfalls neutrale oder sogar positive Effekte des Kaffeekonsums auf den Herztakt [6].

Der mögliche schützende Effekt von Kaffee ist auch insofern relevant, als dass Herzrhythmusstörungen zu den Risikofaktoren für einen Schlaganfall gehören. Der Schutz vor Herzrhythmusstörungen könnte auch eine Erklärung für das geringere Risiko von Schlaganfällen bei Kaffeetrinkern sein (siehe Abschnitt „Schlaganfall“ in diesem Kapitel).
 

FAZIT

Die Annahme, Patienten mit Arrhythmien dürften keinen Kaffee trinken, konnte entkräftet werden. Ein moderater Kaffeekonsum scheint unbedenklich zu sein und hat möglicherweise sogar einen schützenden Effekt im Hinblick auf das Risiko von Herzrhythmusstörungen.
 

  1. Klatsky, A.L. et al. The Permanente, 15(3):19–25, 2011.
  2. Caldeira, D. et al. Heart, 99(19):1383–9, 2013.
  3. Cheng, M. et al. Canadian Journal of Cardiology, 30/4,448–454, 2014.
  4. Mostofsky, E. et al. Eur J PrevCardiol, 23(9):922–30, 2016.
  5. Zuchinali, P. et al. JAMA Intern Med, 176(12):1752–1759, 2016.
  6. Chrysant, S.G. Expert Rev Cardiovasc Ther, 15(3):151–156, 2017.

Schlaganfall

Schon seit Jahren gibt es Hinweise, dass Kaffee das Risiko von Schlaganfällen senken könnte [z. B. 1]. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2011 fanden schwedische Forscher einen Dosis-Wirkungszusammenhang [2]. Die Skandinavier gingen der Frage in einer weiteren Studie nach: Dafür werteten sie Daten von fast 35.000 Teilnehmerinnen der Swedish Mammography Cohort aus. Ergebnis: Frauen, die mehr als eine Tasse Kaffee pro Tag tranken, konnten ihr Risiko für einen Hirninfarkt gegenüber denjenigen, die weniger Kaffee tranken, um bis zu 25 Prozent reduzieren [3]. Die Reduktion des Schlaganfallrisikos bei den Kaffeetrinkerinnen war auch dann zu beobachten, wenn die Frauen andere Risikofaktoren aufwiesen, darunter etwa eine Form von Diabetes oder krankhaft erhöhten Blutdruck.

Im Jahr 2014 erschien eine Metaanalyse zu der Thematik. In die Auswertung flossen Daten aus 36 Studien ein [4]. Im Ergebnis zeigte sich ein U-förmiger Zusammenhang. Menschen, die überhaupt keinen Kaffee tranken, waren stärker gefährdet, einen Schlaganfall zu erleiden als diejenigen, die nur wenig Kaffee zu sich nahmen. Das geringste Schlaganfallrisiko bestand bei einem moderaten Kaffeekonsum (durchschnittlich 3,5 Tassen): Es war um 20 Prozent geringer als bei Menschen, die gar keinen Kaffee tranken. Mit zunehmendem Kaffeegenuss stieg das Risiko dann wieder leicht an. Ein höheres Risiko als bei Nicht-Kaffee-Trinkern scheint jedoch erst ab einem Konsum von neun bis zehn Tassen täglich zu bestehen.

In einer koreanischen Querschnittsstudie aus dem Jahr 2017 mit mehr als 140.000 Probanden im Alter von 40 bis 69 Jahren zeigte sich ebenfalls eine Risikoreduktion [5]. Aber dies vor allem bei Kaffeetrinkerinnen im mittleren Alter. Bei Männern fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Genuss des Heißgetränks und dem Risiko für einen Schlaganfall.
 

FAZIT

Der Genuss von Kaffee erhöht das Schlaganfallrisiko nicht. Ganz im Gegenteil:  Ein moderater Konsum scheint das Risiko sogar zu senken.

  1. Lee, J. et al. Nutr J, 16(1):7, 2017.
  2. Kim, B. et al. Korean J Fam Med, 33(6):356–65, 2012.
  3. Larsson, S.C. & Orsini, N. Americ J of Epidemiol, 174(9):993–1001, 2011.
  4. Larsson, S.C. et al. Stroke, (42):908–912, 2011.
  5. Ding, M. et al. Circulation, 11;129(6):643–59, 2014.