Einige Untersuchungen zeigen, dass der Konsum von Kaffee bzw. Koffein mit einem reduzierten Risiko für Depressionen verbunden sein könnte.
So war laut einer Studie aus dem Jahr 2009 die Rate klinisch relevanter Depressionen bei Koffeinzufuhr signifikant vermindert [1]. In einer populationsbasierten finnischen Kohortenstudie, an der mehr als 2.200 Männer teilgenommen hatten, konnte der Konsum von Kaffee das Risiko für Depressionen senken [2]. Für Koffein zeigte sich in dieser Studie kein vergleichbarer Zusammenhang.
Verschiedenste Ergebnisse
In einer Studie aus dem Jahr 2011 fanden die Forscher zwar ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und einem geringeren Risiko für Depressionen bei Frauen – allerdings nur bei koffeinhaltigem Kaffee, entkoffeinierter Kaffee hatte diese Wirkung nicht [3]. Auch japanische Forscher fanden 2014 in einer Querschnittsstudie mit 500 Teilnehmern eine niedrigere Prävalenz depressiver Symptome bei höherem Konsum von grünem Tee, Kaffee und Koffein [4]. Im selben Jahr zeigte sich bei einer prospektiven Beobachtungsstudie mit mehr als 260.000 Teilnehmern der NIH-AARP Diet and Health Study, dass, verglichen mit Abstinenzlern, das Trinken von Kaffee oder Tee ohne jedwedes Süßen mit einem niedrigeren Depressionsrisiko verbunden war. Dieselben Getränke mit künstlichen Süßstoffen versehen, schienen das Risiko für Depressionen hingegen zu erhöhen. Die Zugabe von Honig oder Zucker wirkte sich nicht aus [5].
Übersichtsarbeit und Metaanalyse zeigen positive Wirkung
Im Jahr 2016 schließlich unterzogen chinesische Forscher die bisherigen Ergebnisse aus Beobachtungsstudien einer Metaanalyse [6]. Daten aus elf Studien flossen in die Untersuchung ein. Im Ergebnis zeigte sich, dass sowohl Kaffee als auch Koffein signifikant mit einem verringerten Risiko für Depressionen assoziiert waren. Unterstrichen wurden diese Befunde durch ein Review aus demselben Jahr, das zu ähnlichen Ergebnissen kam [7].
Ob die beschriebenen Zusammenhänge ursächlich sind, ist noch offen.
Experimentelle Studien
Es gibt auch einige experimentelle Untersuchungen zu dem Thema. In einer Studie an Ratten, bei denen durch chronischen Stress depressives Verhalten und eine erhöhte Ängstlichkeit hervorgerufen wurde, wirkte eine längerfristige orale Koffeingabe antidepressiv und angstauflösend [8]. Für einen interessanten Ausblick sorgt eine 2017 erschienene Studie mit 95 Teilnehmern: Die stationären Patienten mit einer akuten depressiven Episode erhielten zusätzlich zu ihrer Medikation vier Wochen lang entweder eine niedrige Dosis Koffein oder aber ein Placebo. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gabe von 60 mg Koffein nicht nur die kognitiven Fähigkeiten der Patienten verbesserte, sondern auch die Wirksamkeit der Antidepressiva steigerte [9].
FAZIT
Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass sowohl Kaffee als auch Koffein einen schützenden Effekt auf das Depressionsrisiko ausüben können. Einzelne experimentelle Untersuchungen stützen diese Vermutung. Weitere experimentelle Studien wären wünschenswert, um den Effekt besser quantifizieren und den Wirkmechanismus klären zu können.
- Smith, A.P. Human Psychopharmacology, 24,29–34, 2009.
- Ruusunen, A. et al. Public Health Nutrition, 13(8):1215-20, 2010.
- Lucas, M. et al. Archives of Internal Medicine, 171,1571–1578, 2011.
- Pham, N.M. et al. Public Health Nutrition, 17(3):625–33, 2014.
- Guo, X. et al. PLoS One, 9(4):e94715, 2014.
- Wang, L. et al. Austr and New Zealand J of Psychiatry 50(3):228–42, 2016.
- Grosso, G. et al. Mol Nutr Food Res, 60(1):223–34, 2016.
- Pechlivanova, D.M. et al. Behav Pharmacol, 23(4):339–47, 2012.
- Liu, Q.-S. et al. Mol Nutr Food Res, Epub ahead of print, 5. Jan 2017.