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Kaffee & Krankheitsbilder

Knochengesundheit

Kaffeekonsum galt früher als ein Risikofaktor für Osteoporose. Als Grund wurde vor allem eine durch Koffein verstärkte Kalziumausscheidung bzw. eine schlechtere Kalziumabsorption aus dem Darm angesehen. Studien haben jedoch ergeben, dass der Genuss von Kaffee bei ausreichender Kalziumversorgung nicht zu einer negativen Kalziumbilanz führt [1]. Dennoch ist der Einfluss des Kaffeekonsums auf das Osteoporose- sowie auf das Fraktur-Risiko bislang nicht gänzlich geklärt.

Knochendichte

In einem Review aus dem Jahr 2009 zur Bedeutung von möglichen Risikofaktoren für niedrige Knochendichte kamen die Autoren zu dem Schluss, dass niedriges Körpergewicht und die Postmenopause gut belegte Risikofaktoren wären, Koffeinzufuhr jedoch nicht [2].

Wie sich Kaffee auf die Knochengesundheit bei jüngeren Menschen auswirkt, wurde in einer 2014 erschienenen  Studie untersucht. Die Annahme, dass Kaffee ein Risikofaktor für eine beeinträchtigte Knochengesundheit sein könnte, wird durch die Ergebnisse nicht gestützt, so das Fazit der Forscher [3]. Auch auf die Knochengesundheit gesunder junger Männer scheint sich der Konsum von Kaffee nicht negativ auszuwirken [4].

Brasilianische Forscher untersuchten 2016 die Ernährungsmuster und Knochendichte postmenopausaler Frauen, die bereits unter Osteoporose litten. Im Ergebnis zeigte sich, dass der kombinierte exzessive Konsum von Süßem und koffeinhaltigen Getränken eine negative Auswirkung auf die Knochendichte haben könnte [5]. Die Aussagekraft dieser Studie dürfte wegen eines fragwürdigen Studiendesigns allerdings sehr begrenzt sein.

Frakturrisiko

In einer Kohortenstudie mit mehr als 31.000 schwedischen Frauen stellten Wissenschaftlerim Jahr 2006 fest, dass die tägliche Einnahme von 330 mg Koffein oder mehr das Risiko für osteoporotisch bedingte Frakturen leicht erhöhte, insbesondere dann, wenn die Frauen nur wenig Kalzium mit der Nahrung aufnahmen [6]. In die gleiche Richtung wies das Ergebnis einer Metaanalyse aus dem Jahr 2012, das eine dosisabhängige positive Assoziation zwischen Kaffeekonsum und dem Frakturrisiko für Frauen aufzeigte [7].

In einer im Jahr 2013 veröffentlichten Untersuchung mit mehr als 61.000 Teilnehmerinnen hingegen zeigte sich, dass ein hoher Kaffeekonsum (mehr als vier Tassen/Tag) zwar zu einer geringfügigen Reduktion der Knochendichte (zwei bis vier Prozent weniger als bei einem Konsum von weniger als einer Tasse/Tag) führte, was jedoch kein erhöhtes Frakturrisiko nach sich zog [8]. Auch bei Männern scheint ein hoher Kaffeekonsum (mehr als vier Tassen/Tag) nicht zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche zu führen [9].

Doch die Ergebnisse bleiben in Bezug auf Frauen widersprüchlich: Während zwei Metaanalysen aus dem Jahr 2013 [10] bzw. 2014 [11] darauf hindeuten, dass bei ihnen das Risiko für Knochenbrüche durch den täglichen Genuss von Kaffee steigen könnte, fanden Wissenschaftler in einer dritten Metaanalyse 2014 [12] keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Kaffeegenuss und dem Risiko einer Hüftfraktur.

Im Jahr 2016 erschien ein weiteres Review zu dem Thema [13]. Während etwa die Hälfte der in das Review eingegangenen Studien keine Auswirkung von Kaffeegenuss auf die Knochengesundheit zeigten (22 von 43 Untersuchungen), konnte bei einem ähnlich großen Anteil der Studien (18 von 43) ein nachteiliger Effekt festgestellt werden. Die nachteiligen Effekte wurden allerdings nur bei schlanken im Vergleich zu übergewichtigen Individuen, zudem bei Frauen, nicht aber bei Männern sowie bei sehr hohem täglichen Kaffeekonsum festgestellt.

Was kann geraten werden?

Was kann nun im Hinblick auf Kaffeekonsum und die Prophylaxe einer Osteoporose geraten werden? Hierzu finden sich zumindest indirekte Hinweise in der „Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose“ des Dachverbandes der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.  V. (DVO) aus dem Jahr 2014 [14]. Unter „Allgemeine Risiken“ werden u. a. Lebensalter, Immobilität, Nikotinkonsum, Kalziummangel und Untergewicht erwähnt, nicht jedoch der Genuss von Kaffee. Auch beim Thema Osteoporoseprophylaxe wird das Heißgetränk unter dem Stichwort „Ernährung und Lebensstil“ nicht angeführt.

FAZIT

Obgleich die Studienlage heterogen und auf Basis der vorliegenden Ergebnisse eine abschließende Beurteilung noch nicht möglich ist, erscheinen negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit eher unwahrscheinlich. Auch unabhängig vom Kaffeekonsum sollte stets auf eine ausreichende Kalziumzufuhr durch die Nahrung geachtet werden.

  1. Heaney, R.P. Food Chem Toxicol,40(9):1263–70, 2002.
  2. Waugh, E.J. et al. Osteoporosis International, 20,1–21, 2009.
  3. Choi, E.J. et al.Korean J of Family Medicine, 35 (1), 2014.
  4. Choi, M.K. & Kim, M.H. Clin Nutr Res, 5(3):180–9, 2016.
  5. de França, N.A. et al. Eur J Clin Nutr,70(1):85–90, 2016.
  6. Hallström, H. et al. Osteoporosis International, 17(7):1055–64, 2006.
  7. Liu, H. et al. Archives of Medical Science, 8(5):776–83, 2012.
  8. Hallström, H. et al. Am J Epidemiol,178(6):898–909, 2013.
  9. Hallström, H. et al. PLoS One, 9(5):e97770, 2014.
  10. Li, X.L. & Xu, J.H. J Nutr Sci, 24;2:e23, 2013.
  11. Lee, D.R. et al. Bone, 63:20–8, 2014.
  12. Sheng, J.et al. Osteoporos International 25(1):141–50, 2014.
  13. Pourshahidi, K.L. et al. Compreh Reviews Food Science Food Safety, 15,4:671–684, 2016.
  14. Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V. (siehe www.dv-osteologie.org): Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose, 2014.