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Nierenfunktion & Wasserhaushalt

Einige Menschen trinken zu einem Becher Kaffee auch ein Glas Wasser, um den Flüssigkeitshaushalt „auszugleichen“. Doch die Annahme, Kaffee könne dem Körper Wasser entziehen, ist widerlegt. Das oft zum Espresso gereichte Glas Wasser erfüllt dennoch einen Zweck, denn die Geschmacksknospen im Mund sind nach einem Schluck Wasser wieder besser aufnahmebereit für die Aromen des Kaffees.

Die „International Society Of Sports Nutrition“ bestätigte die älteren Studien und kam 2010 in einem aufwendigen Positionspapier zu dem Schluss, dass Koffein dem Körper selbst während sportlicher Tätigkeit kein Wasser entzieht und nicht die Flüssigkeitsbalance stört [1, 2, 3].

Laut einer Meldung des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V. (BDI) haben Studien gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Wasserhaushalt kaum von der von Wasser unterscheidet [4]. Kurzzeitig erhöht Koffein zwar die Filterfunktion der Nieren, sodass mehr Urin gebildet wird. Dieser Effekt lässt aber schnell wieder nach. Koffeinhaltige Getränke können laut BDI durchaus in die tägliche Flüssigkeitsbilanz mit einbezogen werden.

Dass Kaffee die Diurese anregt, zeigte sich in einer Studie aus dem Jahr 2011: Die cystatinbasierte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) stieg durch den Konsum von 450 ml Kaffee/Tag um 5 bis 7,7 Prozent [5]. Auch in einer 2016 veröffentlichten prospektiven Studie fand sich bei höherem Kaffeekonsum (> sechs Tassen/Tag) im Vergleich zu einem geringen Konsum (< einer Tasse/Tag) eine geringfügig erhöhte geschätzte GFR [6]. Dies zeigte sich insbesondere bei Teilnehmern im Alter von mehr als 46 Jahren. Das Ergebnis war laut Studienautoren nicht das Resultat einer glomerulären Hyperfiltration.

Bei jenen Teilnehmern der Studie, die über einen Zeitraum von 15 Jahren beobachtet wurden, zeigten sich über die Jahre hinweg keine größeren Änderungen der GFR. Dies wurde als positiv gewertet. Ein geringerer bis moderater Kaffeekonsum sollte daher für die Nierengesundheit in der Normalbevölkerung unbedenklich sein, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Im Jahr 2014 erschien eine experimentelle Studie: Bei Probanden, die zuvor entweder Kaffee oder Wasser zu sich genommen hatten, wurden verschiedene physiologische Parameter geprüft und miteinander verglichen. Die Forscher zogen aus den Ergebnissen den Schluss, dass Kaffee, in moderaten Mengen genossen, einen Beitrag zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs leistet und die Flüssigkeitsbalance des Körpers nicht negativ beeinflusst [7].

Einfluss von Koffein auf den Wasserhaushalt bei Sportlern

Schon länger ist bekannt, dass es bei Sortlern zu keinem erhöhten Flüssigkeitsverlust durch die Einnahme von Koffein bzw. Kaffee kommt [8, 9, 10]. Eine Metaanalyse aus 2014 bestätigte dies: Koffein hatte zwar einen minimalen diuretischen Effekt, der aber durch das Training aufgehoben wurde. Bedenken wegen eines Flüssigkeitsverlustes sind unberechtigt, so die Studienautoren, besonders dann, wenn die Koffeinaufnahme vor dem Training stattfindet [11].

Einfluss auf die Harnkontinenz

Im Hinblick auf mögliche Auswirkungen von Kaffee auf die Harnkontinenz ist die Studienlage uneinheitlich. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2003 mit mehr als 27.000 norwegischen Frauen fand sich kein Zusammenhang zwischen Kaffeegenuss und Harninkontinenz [12]. Andere Studien kamen aber teilweise zu anderen Ergebnissen [13].

Laut einer weiteren Studie aus dem Jahr 2012 scheint eine Koffeinaufnahme bestehende Beschwerden zumindest nicht zu verstärken. In ihrer Analyse untersuchten die Forscher die Effekte eines langfristigen Koffeinkonsums durch Getränke auf das Risiko der Verschlechterung einer bereits bestehenden moderaten Harninkontinenz bei Frauen. Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen langfristiger Koffeinaufnahme und einem Fortschreiten der Beschwerden [14].

Im Jahr 2016 erschien schließlich eine Metaanalyse, die in ihre Betrachtung sieben Studien einbezog. Im Ergebnis zeigte sich kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kaffee bzw. Koffein und dem Risiko einer Harninkontinenz [15].

Auch andere Merkmale der Harnblasenfunktion wurden in Studien unter die Lupe genommen: Laut einer 2017 veröffentlichten Doppelblind-Studie mit 49 jungen, gesunden Probanden könnte koffeinhaltiger Kaffee die Dringlichkeit und Frequenz des Harndranges verstärken. Entkoffeinierter Kaffee zeigte diese Effekte nicht [16]. In einer randomisierten Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2016 kamen die Forscher zu dem Schluss, dass Koffein ein Risikofaktor für Blasenhyperaktivität sein könnte, zumindest bei den in der Studie ausschließlich untersuchten über 60-jährigen Probanden [17].

FAZIT

Koffein ist zwar ein mildes Diuretikum, in den üblichen Mengen getrunken, kann Kaffee jedoch einen wichtigen Beitrag zum Flüssigkeitsbedarf leisten. Auch bei Sportlern hat Koffein keinen negativen Einfluss auf die Flüssigkeitsbilanz. Im Hinblick auf mögliche Auswirkungen von Kaffee auf die Harnkontinenz ist die Studienlage uneinheitlich.

  1. Maughan, R.J. & Griffin, J. Journal Human Nutrition Dietetics, 16,411–20, 2003.
  2. Kolasa, K.M. et al. Nutrition Today, 44,190–203, 2009.
  3. Goldstein, E.R. et al. J International Society of Sports Nutrition, 7(1):5, 2010.
  4. Meldung der „Internisten im Netz“ vom 29.9.2008, herausgegeben vom Berufsverband Deutscher Internisten e. V.
  5. Saito, M. et al. Journal of Nutrition and Metabolism, 2011:146865, 2011.
  6. Herber-Gast, G.C. et al. Am J Clin Nutr,103(5):1370–7, 2016.
  7. Killer, S. et al. PLoS One, 9;9(1):e84154, 2014.
  8. Wemple, R.D. et al. Int J Sports Med (Germany), 18(1):40–46, 1997.
  9. Armstrong, L.E. et al. Exerc Sport Sci Rev, 35:135–140, 2007.
  10. Armstrong, L.E. Int J Sport Nutr and Exerc Metab, 12,205–222, 2002.
  11. Zhang, Y. et al. J Sci Med Sport, S1440–2440(14), 2014.
  12. Hannestad, Y.S. et al. British J of Obstetrics Gynaecology, 110,247–254, 2003.
  13. Gleason, J.L. et al.  Int Urogynecol Journal, 24(2):295–302, 2013.
  14. Townsend, M.K. et al. Obstetrics and Gynecology, 119, 950–7, 2012.
  15. Sun, S. et al. BMC Urology, 16(1):61, 2016.
  16. Staack, A. et al. Neurology and Urodynamics, 36(2):432-437.
  17. Kosilov, K.V. et al. Curr Urol 9:124–131, 2016.