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Gicht

Vor gar nicht so langer Zeit wurde Gichtpatienten vom Kaffeekonsum abgeraten, da Koffein verdächtigt wurde, den Harnsäurespiegel zu erhöhen und damit Gicht zu begünstigen. Heute weiß man, dass dies nicht der Fall ist.

Ein Grund: Das zu den Purinalkaloiden gehörende Koffein wird im Körper nicht – wie Purine – zu Harnsäure abgebaut. Die Hauptausscheidungsprodukte im Urin sind vielmehr Monomethylxanthin sowie Mono- und Dimethylharnsäure [1].

Studien legen nahe, dass Kaffee in Bezug auf Gicht sogar einen günstigen Einfluss haben könnte: So ergab eine Auswertung von Daten der Nurses Health Study, bei der fast 90.000 Frauen über einen Zeitraum von 26 Jahren beobachtet worden waren, dass der regelmäßige Genuss von Kaffee das Risiko für Gicht verringern könnte [2]. Eine mögliche Erklärung dafür lieferte eine japanische Studie aus dem Jahr 2010 mit mehr als 11.000 Personen.  Sie zeigte, dass der Konsum von Kaffee dazu beitragen kann, die Serumkonzentration von Harnsäure zu verringern [3].

Metaanalysen bestätigen positiven Einfluss von Kaffee auf Gichtrisiko

Diese Ergebnisse wurden in einem 2015 erschienenen Review bestätigt: Der Konsum von Kaffee war darin sowohl mit einem verringerten Risiko für Gicht als auch mit einer niedrigeren Serumkonzentration von Harnsäure assoziiert. Die Studienautoren vermuteten, dass nicht Koffein, sondern andere Bestandteile des beliebten Getränks dafür verantwortlich sind [4].

Autoren eines 2016 erschienenen Reviews inklusive einer Metaanalyse kamen zu einem weniger eindeutigen Ergebnis: Die bisherigen Belege würden nicht ausreichen, um die Assoziation zwischen dem Genuss von Kaffee und einem niedrigeren Risiko für Hyperurikämie zu bestätigen. Einen inversen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Gichtanfällen konnten sie jedoch ebenfalls finden [5].

Demgegenüber zeigte eine Metaanalyse koreanischer Wissenschaftler deutlich, dass Kaffee einen senkenden Einfluss auf den Harnsäurespiegel im Blut hat, wobei es zwischen den Geschlechtern Unterschiede bezüglich der dafür notwendigen Kaffeemenge gab: Frauen mussten vier bis sechs Tassen täglich zu sich nehmen, damit sich der positive Effekt bemerkbar machte, Männer benötigten dafür nur eine bis drei Tassen des Getränks [6].

FAZIT

Es kann davon ausgegangen werden, dass Kaffee das Risiko für Gichtanfälle nicht erhöht. Ganz im Gegenteil gibt es möglicherweise sogar einen schützenden Effekt des Kaffeekonsums. Die Frage, ob der Muntermacher selbst dafür verantwortlich ist oder ob es sich um einen Nebeneffekt handelt, wie beispielsweise dem verringerten Konsum zuckerhaltiger Getränke, kann nur mithilfe randomisierter Interventionsstudien sicher beantwortet werden.

  1. Tang-Liu, D.D. et al. J Pharmacol Exp Ther, 224(1):180–5, 1983.
  2. Choi, H.K. & Curhan, G. Am J Clin Nutr, 92(4):922–7, 2010.
  3. Pham, M.N. et al. J Nutr Metabol, 2010.pii:9307572010, 2010.
  4. Towiwat, P. & Li, Z.G. Int J of Rheumatic Diseases, 18:495–501, 2015.
  5. Zhang,Y. et al. BMJ Open, 6(7):e009809, 2016.
  6. Park, K.Y. et al. Semin Arthritis Rheum, 45(5):580–6, 2016.