Die positiven Effekte von Kaffee auf die Leber wurden in den vergangenen Jahren intensiv erforscht. Dass ein so alltägliches Getränk einen Beitrag zur Lebergesundheit leisten kann, mag viele erstaunen. Doch offenbar vermindert der Genuss von Kaffee das Risiko für erhöhte Leberwerte, Leberzirrhose und Leberzellkrebs.
Leberwerte
Ende 2014 wurde zu dem Thema eine Untersuchung von dem renommierten US-amerikanischen National Cancer Institute veröffentlicht [1]. Die Forscher konnten zeigen: Wer Kaffee trinkt, hat in der Regel bessere Leberwerte. Auch als die Forscher den Einfluss verschiedener Risikofaktoren für hohe Leberwerte herausrechneten, wie beispielsweise einen hohen Body-Mass-Index, Rauchen, Diabetes oder eine HBV- oder HCV-Infektion, blieb der Zusammenhang bestehen. Zwei Jahre später wurden diese Ergebnisse in einem Review bestätigt: Der Konsum von Kaffee war verbunden mit einer Verbesserung verschiedener Leberenzyme [2].
Fibrotische Veränderungen der Leber
Leberfibrose, eine fortschreitende Vernarbung von Lebergewebe, ist ein weit verbreitetes medizinisches Problem. Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass der Konsum von Kaffee einer Leberfibrose entgegenwirken kann [z. B. 3]. Patienten mit einer chronischen Leberentzündung, wie Hepatitis C, könnten daher vom Kaffeegenuss profitieren.
Das zeigte sich in einer Studie, bei der über den Zeitraum von sechs Monaten der Kaffee- und Koffeinkonsum von 177 Patienten mit chronischer Lebererkrankung abgefragt und am Ende eine Leberbiopsie durchgeführt worden war [4]. Der Konsum von 2,25 Tassen Kaffeepro Tag ging dabei mit einer signifikanten Reduktion der krankheitsbedingten Leberfibrose einher (Odds Ratio 0.33). Zu einem vergleichbaren Resultat kam eine Studie mit 238 Hepatitis-C-Patienten. Hier zeigte sich, dass ein Konsum von mehr als drei Tassen Kaffee täglich einen leberschützenden Effekt hatte [5]. Ein im Jahr 2017 veröffentlichtes Review bestätigte die Resultate: Hepatitis-C-Patienten mit einem höheren Koffeinkonsum hatten ein geringeres Risiko für eine fortgeschrittene Leberzirrhose als jene, die weniger Koffein zu sich nahmen [6].
Von der protektiven Wirkung profitieren auch Patienten mit nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) und nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) [2, 7, 8, 9].
Wie entfaltet sich die leberschützende Wirkung?
Zwei experimentelle Studien aus den Jahren 2013 und 2014 an Tiermodellen [10, 11] bestätigten die positive Wirkung, die Koffein bzw. Kaffee zuvor in vielen epidemiologischen Studien gezeigt hatte. In der Studie aus dem Jahr 2014 zeigte sich, dass Koffein die sogenannten hepatischen Sternzellen hemmt und so die Progression fibrotischer Prozesse abschwächt [11].
Bereits frühere Studien deuteten darauf hin, dass Koffein den Cyclo-AMP-Anteil in der Leberzelle erhöhen könnte. Dieser Botenstoff hemmt den Bindegewebs-Wachstumsfaktor CTGF (Connective Tissue Growth Factor), der letztlich die hepatischen Sternzellen aktiviert und damit den Umbau gesunder Leberzellen in funktionsloses Bindegewebe verantwortet. Wissenschaftler konnten zeigen, dass Hepatozyten unter Koffein deutlich weniger CTGF produzierten, wodurch fibrotische Prozesse verlangsamt werden könnten [12, 13]. Tatsächlich wurde bereits vorgeschlagen, Koffein bzw. sein Metabolit Paraxanthin als eine potenzielle neue Arzneisubstanz gegen fibrotische Prozesse zu untersuchen [14] bzw. zu überlegen, ob Paraxanthin nicht als Arzneistoff für Patienten mit chronischen Lebererkrankungen eingesetzt werden könne [15].
Es gibt aber auch Forscher, die nicht das Koffein, sondern andere Inhaltsstoffe des Kaffees für dessen schützende Wirkung verantwortlich machen, wie beispielsweise Antioxidantien oder die Diterpene Kafestol und Kahweol [1, 16].
Wie deutsche Wissenschaftler beobachteten, kommt der Genuss von Kaffee sogar Patienten mit einer schweren Lebererkrankung vor und nach einer Transplantation zugute, da Kaffeekonsum die Krankheitsprogression verzögert [17].
Kaffee hemmt Hepatitis-Viren
Möglicherweise kann Kaffee auch einen gewissen Beitrag zum Schutz vor Entzündungen der Leber leisten. Japanische Forscher vom National Institute of Infectious Diseases konnten im Jahr 2015 in Versuchen mit Leberzellkulturen zeigen, dass Kaffeesäure die Vermehrung von Hepatitis-C-Viren hemmen kann [18].
FAZIT
Der Genuss von Kaffee hat positive Auswirkungen auf die Lebergesundheit. Besonders gut belegt sind antifibrotische Effekte.
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