Die wohltuende Wirkung von Kaffee bzw. Koffein auf Asthma wird schon seit mehr als 150 Jahren gerühmt. So wurden Asthma-Patienten in Schottland bereits seit 1859 ganz offiziell mit Koffein behandelt, um ihnen das Atmen zu erleichtern [1].
Inzwischen konnten moderne wissenschaftliche Studien diese althergebrachten Einschätzungen weitgehend bestätigen.
Koffein gehört zur gleichen chemischen Klasse der Methylxanthine wie das Asthmamittel Theophyllin (1,3-Dimethylxanthin), von dem es sich chemisch nur geringfügig unterscheidet. Ein Teil des mit der Nahrung aufgenommenen Koffeins wird im Körper über Theophyllin verstoffwechselt. Theophyllin ist ein wirksamer Bronchodilatator, der zwar von anderen modernen bronchienerweiternden Medikamenten verdrängt wurde, in der modernen Asthmatherapie aber nach wie vor einen Platz hat.
Koffein als Bronchodilatator?
Bereits eine doppelblind-randomisierte Untersuchung aus dem Jahr 1986 zeigte einen dosisabhängigen Effekt von Koffein auf das forcierte Ausatmungsvolumen, den Ausatmungsfluss und die spezifische Atemwegsleitfähigkeit – ein Hinweis darauf, dass die Substanz ein effektiver Bronchodilatator sein könnte [2]. In einer Studie an elf Patienten mit Anstrengungsasthma konnte gezeigt werden, dass hohe Koffeindosen (10 mg Koffein/kg Körpergewicht) den Abfall des forcierten Ausatmungsvolumens reduzieren konnten [3].
Eine Studienübersicht der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2010 zeigte, dass auch niedrige Koffeindosen die Lungenfunktion für bis zu vier Stunden verbessern konnten [4]. Allerdings ist noch nicht klar, ob es dabei auch zu einer Verbesserung der Asthmabeschwerden kommt. Aus zwei Gründen halten die Studienautoren die Frage nach der Wirksamkeit des Koffeins für interessant: zum einen, weil die Substanz möglicherweise wirklich die Asthmasymptome lindern könnte, zum anderen, weil dieser Effekt bei der Überprüfung der Lungenfunktion bedacht werden muss — denn sonst kann es zu fälschlicherweise besseren Ergebnissen kommen.
Senkung des Asthma-Risikos durch Kaffee?
Ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und der Asthma-Prävalenz wurde in zwei groß angelegten Querschnittsstudien untersucht. In einer italienischen Studie mit mehr als 72.000 Probanden zeigte sich, dass Kaffeegenuss mit einer geringeren Asthma-Häufigkeit verbunden war [5]. Bei einem täglichen Kaffeekonsum von mehr als drei Tassen sank das Asthma-Risiko um 28 %. Im zweiten National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES II, 1992) wurden mehr als 20.000 Amerikaner untersucht, und auch hier ergab sich eine signifikante Reduktion des akuten Asthma-Risikos um 29 % bei Kaffee-Trinkern im Vergleich zu Nicht-Kaffee-Trinkern. Es konnte zudem eine signifikante Dosis-Wirkungsbeziehung nachgewiesen werden [6].
FAZIT
Koffein bzw. sein Abbauprodukt Theophyllin kann die Lungenfunktion positiv beeinflussen.
- Salter, H. Edinburgh Medical Journal, 4,1109–1115, 1859.
- Gong, H. et al. Chest, 89,335–342, 1986.
- Duffy, P. et al. Chest, 99,1374–1377, 1991.
- Welsh, E.J.et al. Cochrane Database Syst Rev, (1):CD001112, 2010.
- Pagano, R. et al. Chest, 94, 386–389, 1988.
- Schwartz, J. & Weiss, S.T. Annals of Epidemiology, 2,627–635, 1992.