Nierensteinleiden sind ein häufiges Problem, von dem bis zu 15 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Der regelmäßige Konsum von Kaffee und Koffein wurde in einer Vielzahl von Beobachtungsstudien mit einem geringeren Risiko für Nierensteine in Verbindung gebracht. Ob diese Assoziationen ursächlich sind, war jedoch bislang nicht erwiesen, da keine Daten aus kontrollierten Studien vorliegen.
Schwedische Wissenschaftler haben kürzlich eine sogenannte Mendelsche Randomisierungsstudie (MR-Studie) durchgeführt, um die kausale Natur dieser möglichen Zusammenhänge zu untersuchen. Die Forscher haben nach genetischen Varianten gesucht, die mit Kaffee- und Koffeinkonsum signifikant assoziiert sind. Die Daten wurden aus der UK Biobank Studie (eine Langzeitstudie, in der die Auswirkung genetischer sowie Verhaltensfaktoren auf die Gesundheit im Verlauf von über elf Jahren untersucht wurde) und dem FinnGen-Konsortium (finnische nationale Biobank mit Genom- und Gesundheitsdaten von 500.000 Teilnehmern) gewonnen. Insgesamt wurden Daten von 537.807 Personen analysiert, von denen 7.396 Nierensteine entwickelten.
Hintergrundwissen:
Die Mendelsche Randomisierung bezeichnet eine statistische Methode in der Epidemiologie zur Bestimmung des Einflusses von Risikofaktoren auf Krankheiten unter Verwendung der Variation von Genen bekannter Funktion.
In der hier vorgestellten MR-Studie waren das z. B. Genvarianten der Studienteilnehmer für den Kaffee-Stoffwechsel. Durch Mendelsche Randomisierung kann zum Beispiel so der Effekt von Kaffeekonsum auf die Bildung von Nierensteinen untersucht werden.
Diese Mendelsche Randomisierungsstudie, die sich auf genetische Daten aus zwei großen Studien stützt, ergab Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einem höheren Kaffee- und Koffeinkonsum und einem geringeren Risiko für Nierensteine. Zusammen mit früheren traditionellen epidemiologischen Daten deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Kaffee- bzw. Koffeinkonsum Nierensteinleiden vorbeugen kann.
Die Wissenschaftler diskutieren mehrere mögliche Wege, über die Kaffee die Bildung von Nierensteinen verhindern könnte:
Koffein wirkt über Adenosin-Rezeptoren in der Niere harntreibend. Das im Kaffee enthaltene Koffein führt bei ausreichender Wasserzufuhr zu einer Steigerung des Urinflusses, was einen wichtigen Schutzfaktor gegen die Entstehung von Nierensteinen darstellt. Koffein kann auch die Anhaftung von Kalziumoxalatkristallen an den Epithelzellen der Nierentubuli verringern. Außerdem sind Kaffeegetränke reich an Zitronensäure; Zitrat im Urin ist ein bekannter Hemmstoff für Nierensteinbildung. Andere bioaktive Verbindungen in koffeinhaltigem Kaffee, wie Trigonellin, könnten ähnliche schützende Wirkungen wie Koffein haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese MR-Studie genetische Beweise für einen ursächlichen umgekehrten Zusammenhang zwischen Kaffee- und Koffeinkonsum und Nierensteinen liefert. Kaffeekonsum könnte nach Meinung der Forscher eine Präventionsstrategie für Nierensteine sein.
Quelle:
S. Yuan and S. C. Larsson: Coffee and Caffeine Consumption and Risk of Kidney Stones: A Mendelian Randomization Study; Am J Kidney Dis., October 21, 2021, doi: 10.1053/j.ajkd.2021.04.018
https://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Randomisierung