Zahlreiche epidemiologische Studien berichten, dass gewohnheitsmäßiger Kaffeegenuss sich positiv auf das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit auswirkt. Die Wirkung von Kaffee auf die arterielle Hypertonie gibt jedoch noch immer Anlass zu Diskussionen, vor allem wegen der umstrittenen Wirkungen von Koffein auf den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System. Eine kürzlich im medizinischen Fachjournal Blood Pressure (Blutdruck) publizierte Übersichtsarbeit fasst die verfügbaren Informationen über Kaffee und Blutdruck zusammen:
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse schließen eine signifikante Wirkung des Kaffeekonsums auf das Entstehen von Bluthochdruck aus. Im Gegenteil, die Daten sprechen für eine schützende Rolle des Kaffees, was durch die antioxidativen Inhaltstoffe des Getränks erklärt werden könnte. Die zum Teil unterschiedlichen Ergebnisse über die Wirkungen des Kaffeekonsums auf Blutdruck und Herz-Kreislauf-System könnten durch verschiedene Faktoren bedingt sein. So beeinflusst z. B. die Zubereitungsmethode, wieviel Koffein und kardio-protektive Substanzen im Kaffeegetränk enthalten sind. Auch könnten genetische Aspekte des Koffeinstoffwechsels zu der Heterogenität der veröffentlichten Daten beitragen. Ein anderer Punkt ist, dass Kaffee unterschiedlich bei nichtkaffeetrinkenden Probanden und bei gewohnheitsmäßig Kaffeekonsumierenden wirkt. Bei Nicht-Konsumenten kann die Zufuhr von Kaffee einen minimalen Anstieg des Blutdrucks verursachen, während sie nur eine unbedeutende Wirkung auf den Blutdruck bei „Gewohnheitstrinkern“ hat. Die Toleranz gegenüber Kaffee tritt innerhalb einer Woche ein, kann jedoch bei einigen Personen unvollständig sein.
Wie könnte Kaffeekonsum das Risiko für Bluthochdruck verringern? Kaffee enthält bioaktive Substanzen mit blutdrucksenkender Wirkung wie z. B. Vitamin E, Niacin, Kalium und Magnesium. Kaffee enthält auch antioxidative Verbindungen wie Polyphenole, die auch gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Eigenschaften haben.
Zahlreiche Studien und Meta-Analysen haben eine Reduzierung der Gesamtmortalität bei Kaffeekonsumenten gezeigt. Insbesondere die EPIC-Studie (European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition), in der über 500 000 europäische Erwachsene 16 Jahre lang beobachtet wurden, ergab, dass regelmäßige Kaffeetrinker im Vergleich zu Nichttrinkern ein um 7 bis 12 Prozent niedrigeres Risiko für kardiovaskuläre und allgemeine Sterblichkeit aufwiesen. In einer anderen großen Kohortenstudie, woran über 200 000 Beschäftigte im Gesundheitswesen teilnahmen, die 25 Jahre lang beobachtet wurden, wurde ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Gesamtsterblichkeit berichtet. Insgesamt war der Konsum von 3 bis 5 Tassen Kaffee pro Tag mit dem geringsten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem längeren Überleben verbunden. Dieses Ergebnis bestätigten vor kurzem drei weitere große Kohortenstudien, an denen mehr als eine Million Personen teilnahmen, die mindestens 10 Jahre lang beobachtet wurden.
Zusammenfassend zeigen die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse Folgendes:
- Bei Konsumenten, die nicht-gewohnheitsmäßig Kaffee trinken, kann der Genuss von Kaffee zu einem Blutdruckanstieg führen, während gewohnheitsmäßiger Kaffeekonsum in mittelhoher Dosierung (3 bis 5 Tassen/Tag) einen neutralen oder sogar positiven Einfluss auf die Blutdruckwerte hat und vor Neuauftreten von Bluthochdruck schützen könnte.
- Der Genuss von 3 bis 5 Tassen Kaffee am Tag reduziert das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit signifikant.
Kaffeetrinken könnte somit zu einer ausgewogenen und gesunden Lebensweise beitragen.
Quelle:
Borghi C.Coffee and blood pressure: exciting news! Blood Press. 2022 Dec;31(1):284-287. doi: 10.1080/08037051.2022.2136621. PMID: 36316990.