Lange Zeit nahm man an, dass der Kaffeekonsum einen negativen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben könnte. Kardiologen haben ihren Patienten oft vom Kaffeetrinken abgeraten oder empfohlen, sich auf das Trinken von koffeinfreiem Kaffee umzustellen.
Inzwischen gibt es gute Hinweise darauf, dass mäßiger Kaffeekonsum keine negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat. Im Gegenteil, auch eine aktuelle Studie zeigt, dass regelmäßiges Kaffeetrinken in Maßen (drei bis vier Tassen am Tag) vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt.
An der UK Biobank Studie nahmen in den Jahren 2006 bis 2010 eine halbe Million Briten teil. Die Teilnehmer haben über ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten per Fragebogen Angaben gemacht. Ein Forscherteam vom Baker Heart and Diabetes Research Institute in Melbourne/Australien hat diese Angaben mit späterem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen in Beziehung gesetzt.
Die 449.563 Teilnehmer hatten zu Studienbeginn keine kardiovaskulären Erkrankungen, auch keine Herzrhythmusstörungen. In den 12,5 Jahren nach Studienbeginn sind 6,2 Prozent der Teilnehmer verstorben. Die ausgewerteten Daten zeigten, dass Kaffeetrinker seltener starben als andere Teilnehmer. Diejenigen Studienteilnehmer, die täglich zwei bis drei Tassen Kaffee tranken, hatten ein um 17 Prozent vermindertes Sterberisiko. Die protektive Wirkung war am höchsten, wenn für die Zubereitung des Kaffees gemahlene Bohnen verwendet wurden. Bei Instant- und entkoffeiniertem Kaffee war die protektive Wirkung geringer, aber ebenfalls signifikant.
Der regelmäßige Genuss von koffeinhaltigem oder koffeinfreiem Kaffee führte zu einem niedrigeren Risiko, an kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder koronarer Herzkrankheit zu erkranken oder einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, wird laut Studie ebenfalls reduziert. Auch hier hatte gemahlener Kaffee im Gegensatz zu Instant- oder entkoffeiniertem Kaffee die günstigste Wirkung.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Kaffee sogar vor Herzrhythmusstörungen schützen könnte. Für diese Wirkung scheint Koffein verantwortlich zu sein, da koffeinfreier Kaffee keinen positiven Effekt zeigte. Das niedrigste Risiko war bei gemahlenem Kaffee bei vier bis fünf Tassen pro Tag erreicht, bei löslichem Kaffee betrug die optimale „Dosis“ zwei bis drei Tassen pro Tag.
Die Forscher plädieren dafür, dass mäßiger Kaffeekonsum als Teil einer gesunden Lebensweise betrachtet werden soll.
Quelle:
Chieng D. et al.: The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank; European Journal of Preventive Cardiology (2022) 00, 1–10, doi.org/10.1093/eurjpc/zwac189