Im Fußball sind körperliche, taktische und entscheidungstechnische Prozesse von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Leistung. Während die Wirkung von Koffein auf die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit gut belegt ist, gibt es in Bezug auf Fußballspiel noch wenig Daten.
Ein internationales Wissenschaftlerteam aus Brasilien, Spanien und dem Vereinigten Königreich hat auf diesem Gebiet in einer Placebo-kontrollierten Studie neue Erkenntnisse gewonnen. Diese Studie untersuchte die Wirkung der Koffeineinnahme auf die taktische Leistung professioneller Fußballspieler während sog. Kleinfeldspiele (Small-sided games, SSG). In Kleinfeldspielen trainieren nur wenige Fußballer, z. B. drei gegen drei oder fünf gegen fünf. Aufgrund der geringeren Anzahl von Spielern hat jeder mehr Ballkontakt und somit einen stärkeren Trainingseffekt.
An der Studie nahmen 19 Fußballspieler im Alter von 18 bis 26 Jahren teil. Die Teilnehmer nahmen durchschnittlich täglich 119,6 ± 136,7 mg Koffein zu sich, auch während den Testwochen. Sie absolvierten zwei Leistungstestrunden mit einer Woche Pause dazwischen. 24 Stunden vor dem Test durften sie kein Koffein konsumieren. Ein Leistungstest bestand aus fünf Durchgängen von je 5-minütigen Kleinfeldspielen mit drei Spielern und jeweils einem Torwart in jeder Mannschaft. Zwischen den einzelnen SSG-Einheiten hatten die Spieler einminütige Ruhepausen. Die taktische Leistung der Fußballer wurde mit dem FUT-SAT-System („System of Tactical Assessment in Soccer“) bewertet, welches die Fähigkeiten der Spieler in sieben Bewegungsdimensionen analysiert. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt (10 bzw. 9 Spieler). 60 Minuten vor dem Leistungstest nahmen sie entweder 5 mg Koffein pro 1 kg Körpergewicht zu sich in Form einer Flüssigkeit oder ein Placebo. Diejenigen, die vor dem ersten Leistungstest Placebo erhielten, haben vor dem zweiten Koffein eingenommen und diejenigen, die vor der ersten Testrunde Koffein erhielten, haben vor dem zweiten Placebo bekommen, dieser Testverlauf entspricht einer sog. Cross-over-Studie (klinische Studie, die zwei Therapiemethoden vergleicht).
Insgesamt führte die Einnahme von Koffein zu erhöhten Ballbesitzzeiten im Vergleich zum Placebo. Bei der Analyse des offensiven und defensiven Spielverhaltens waren die Ergebnisse zweideutig. Koffein führte zu positiven Auswirkungen auf einige taktische Entscheidungen, wirkte aber negativ oder hatte keine Wirkung auf andere. Die Einnahme von Koffein führte zu weniger offensiven und defensiven Fehlern. Koffein bewirkte einen höheren Erfolg im offensiven Spiel während der ersten und zweiten Kleinfeldspiel-Einheiten, war aber nachteilig während der dritten SSG-Einheit. Das Defensivspiel war unter Koffein-Einfluss weniger erfolgreich während der zweiten und fünften SSG als unter Placebo.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Koffein verschiedene Aspekte der taktischen Entscheidungen im Fußball beeinflusst und zu weniger offensiven und defensiven Fehlern führt. Künftige Studien mit mehr Teilnehmern könnten die Wirkungen der Koffeineinnahme auf spezifische Entscheidungsparameter im Fußball klären.
Quelle:
De Almeida, R.F et al.: The Effect of Acute Caffeine Ingestion on Tactical Performance of Professional Soccer Players. Nutrients 2022, 14, 1466. doi.org/10.3390/nu14071466