Unter den Krebsarten steht das kolorektale Karzinom (CRC, Dick- oder Mastdarmkrebs) weltweit an dritter Stelle und war im Jahr 2020 für fast zehn Prozent der neuen Krebsfälle verantwortlich. Die Sterblichkeitsrate ist bei Darmkrebs weltweit sehr hoch. Es gibt Hinweise darauf, dass veränderte Ernährungsgewohnheiten und Lebensweisen in den letzten Jahrzehnten für den Anstieg der Krebsfallzahlen, insbesondere von Darmkrebs, verantwortlich sind.
Nahrungsmittel können aber auch positiv auf das Darmkrebsrisiko wirken. Vom Kaffee, dem weltweit beliebtesten Getränk ist bekannt, dass er aufgrund seiner antikarzinogenen, antimikrobiellen, antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften eine Reihe positiver Wirkungen hervorruft. Daher wird Kaffeekonsum mit Schutz vor chronischen und degenerativen Krankheiten insbesondere Krebs in Verbindung gebracht.
Ob sich die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien risikosenkend auch auf die Entwicklung von Darmkrebs auswirken könnten, ist Ziel intensiver Forschung. Wissenschaftler aus Korea untersuchten, wie die am häufigsten vorkommende Variante eines wichtigen Regulatorgens (AhR, Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor) – die sogenannte Wildtypvariante – des Koffeinstoffwechsels das Risiko von Darmkrebs beeinflusst. Es wurde eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie mit 699 Darmkrebspatienten und 1.393 gesunden Kontroll-Patienten durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und der Wildtyp-Genvariante AhR rs2066853 mit dem Darmkrebsrisiko zu untersuchen. Ernährungsgewohnheiten und Kaffeekonsum der Probanden wurden über einen Fragebogen ermittelt. Bei allen Probanden wurde durch eine genetische Analyse festgestellt, ob sie die Wildtypvariante des AhR-Gens in sich tragen oder eine mutierte Genvariante.
Die Forscher beobachteten einen signifikanten Schutzeffekt von Kaffee gegen Darmkrebs. So zeigte sich, dass der Konsum von drei oder mehr Tassen Kaffee pro Tag das Darmkrebsrisiko bei allen Probanden durchschnittlich um 77 Prozent verringert. Betrachtet man nur die Gruppe der männlichen Probanden, wird das Darmkrebsrisiko sogar um 83 Prozent gesenkt.
Bei männlichen Kaffeetrinkern scheint die Wildtypvariante des AhR-Gens dafür zu sorgen, dass der Schutzeffekt vom Kaffee gegen Darmkrebs weiter erhöht wird. So wurde bei Männern, insbesondere in Hinblick auf Enddarmkrebs, ein signifikant verstärkter Schutzeffekt von Kaffee bei denjenigen Personen gefunden, die zwei Kopien des Wildtyp-AhR-Gens tragen (also von beiden Elternteilen die Wildtypgenvariante geerbt hatten). Das Risiko für Enddarmkrebs wurde bei ihnen um 89 Prozent gesenkt im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern, die ebenfalls zwei Wildtypgenvarianten in sich tragen.
Zusammenfassung der Ergebnisse:
- Kaffeekonsum steht in signifikantem Zusammenhang mit einer Verringerung des Darmkrebsrisikos.
- Dieser Zusammenhang scheint bei Männern stärker zu sein, insbesondere, wenn sie zwei Kopien der Wildtypvariante des wichtigen Koffeinstoffwechsel-Regulatorgens – AhR rs2066853 – tragen.
- Der stärkste Schutzeffekt vom Kaffee zeigt sich bei Enddarmkrebs.
Die Wissenschaftler empfehlen weitere Studien mit größerer Probandenzahl, qualitativ hochwertigeren Designs und dem Einbeziehen weiterer Varianten des AhR-Gens, um diese Zusammenhänge zu bestätigen.
Quelle:
Y-T. Lu et al.: Coffee consumption and its interaction with the genetic variant AhR rs2066853 in colorectal cancer risk: A case-control study in Korea. Carcinogenesis, 2022 Jan 31; bgac007.
doi: 10.1093/carcin/bgac007.