Kaffee wird auf der ganzen Welt aufgrund seiner stimulierenden Wirkung und seines angenehmen Geschmacks konsumiert. Viele Jahre wurde angenommen, dass Kaffeetrinken schädlich und mit Gesundheitsrisiken verbunden sei. Wissenschaftliche Untersuchungen entmystifizierten diese Annahme und Kaffee kann heute, in Maßen genossen, als ein wirklich nützliches Nahrungsmittel betrachtet werden.
Heute unterstützt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Idee, dass ein moderater Konsum von täglich drei bis vier Tassen Kaffee für die Gesundheit vorteilhaft ist. Das Forschungsfeld über die Wirkungen von Kaffee ist sehr komplex und damit auch das Spektrum der vorhandenen Studien.
Portugiesische Wissenschaftler fassten nun in einem Übersichtsartikel die Forschungserkenntnisse über die Wirkungen von Kaffeekonsum auf neurodegenerative Krankheiten zusammen, die in vielen alternden Gesellschaften ein zunehmendes Gesundheitsproblem darstellen. Die Zahl der Menschen, die an einer neurodegenerativen Erkrankung leiden, ist weltweit sehr hoch. Es wird geschätzt, dass es in zehn Jahren etwa 75 Millionen Betroffene geben wird, und bis 2050 wird eine Verdopplung dieser Zahl erwartet. Diese Erkrankungen sind teils mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz verbunden, zusätzlich können motorischen Behinderungen die Situationen der Patienten erschweren. Die Entwicklung von Präventionsmethoden sowie die Verbesserung des Lebens der Patienten ist daher ein wichtiges Ziel.
Die Forschung hat mittlerweile zahlreiche neuroprotektive Wirkungen von Kaffee aufgedeckt: Es wurde gezeigt, dass spezifische neurodegenerative Erkrankungen durch mäßigen und manchmal sogar hohen Kaffeekonsum positiv beeinflusst werden könnten. Parkinson und Alzheimer sind zwei der wichtigsten neurodegenerativen Erkrankungen, bei denen eine mögliche schützende Wirkung von Kaffeekonsum in den letzten zehn Jahren offensichtlich wurde. Studien deuteten darauf hin, dass diese Korrelationen von mehreren Faktoren abhängen. Sie können geschlechtsabhängig sein, denn bei Frauen werden eher neuroprotektive Effekte durch Kaffee beobachtet. Die positive Wirkung von Kaffee könnte auch dosisabhängig sein: Der Konsum von größeren Mengen über einen längeren Zeitraum scheint effektiver zu sein. Auch genetische Faktoren spielen eventuell eine Rolle. Die mögliche schützende Wirkung von Kaffee beruht nicht nur auf Koffein, denn auch andere Kaffee-Inhaltsstoffe, wie z. B. Chlorogensäure, zeigen einen neuroprotektiven Effekt über antioxidative und antientzündliche Mechanismen.
Die Studienlage zeigt jedoch noch kein einheitliches Bild, und aus diesem Grund sind weitere Untersuchungen, einschließlich kontrollierter Studien und Kohortenstudien mit Langzeitbeobachtungen, erforderlich. Anhand der bisherigen Forschungsergebnisse könnte Kaffeetrinken aber bereits als eine positive Ergänzung zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen angesehen werden.
Quelle:
S. M. Carneiro et al. Neuroprotective properties of coffee: An update. Trends in Food Science & Technology 113 (2021) 167–179.