Ob Kaffee den Blutdruck erhöht und für Bluthochdruck verantwortlich ist, wird oft kontrovers diskutiert. Doch was ist der aktuelle Stand der Wissenschaft? Die Erkenntnisse darüber fasst ein kürzlich erschienener, sehr fundierter Übersichtsartikel zusammen.
Ob Kaffee den Blutdruck erhöht und für Bluthochdruck verantwortlich ist, wird oft kontrovers diskutiert. Doch was ist der aktuelle Stand der Wissenschaft? Die Erkenntnisse darüber fasst ein kürzlich erschienener, sehr fundierter Übersichtsartikel zusammen.
Kaffee senkt das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben – dies gilt auch für Herzinfarktpatienten
Regelmäßig getrunken, senkt Kaffee statistisch signifikant das generelle Sterberisiko und das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE) zu sterben, und das gilt auch bei Patienten nach einem Herzinfarkt. Dies haben mehrere Studien gezeigt. Beide Risiken werden dosisabhängig etwa um 10 bis 15 Prozent verringert. In mehreren Studien wurde die wirksame Kaffeemenge mit etwa 3 bis 4 Tassen täglich als statistisch signifikant gefunden. Es scheint dabei einen Geschlechterunterschied zu geben. Frauen können besser vom Kaffeekonsum profitieren als Männer. Ihr Risiko an einer HKE zu sterben, wurde in einer Studie mit 508.747 Teilnehmern, die 20 Jahre lang beobachtet wurden, um 28 Prozent reduziert. Bei Männern erwies sich in dieser Studie nur Filterkaffee als wirksam, mit 12 Prozent Verringerung des Sterberisikos an HKE. Nichtraucher scheinen dazu noch einen größeren gesundheitlichen Vorteil vom Kaffeekonsum zu haben als Raucher.
Interessant ist, dass das Risiko an HKE zu sterben, sogar bei Patienten mit bereits diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert wurde, und zwar um etwa 14 Prozent. Dies aber nur, wenn sie noch keinen Schlaganfall hatten. Patienten, die schon einen Herzinfarkt erlitten haben, profitieren jedoch vom Kaffeetrinken, wie es in einer Studie mit 46.213 teilnehmenden Patienten gezeigt wurde. Ihr Sterberisiko wurde statistisch signifikant um 31 Prozent verringert.
Regelmäßiges Kaffeetrinken erhöht bei den meisten Menschen nicht das Risiko für Bluthochdruck
Wie Studien zeigen, erhöht gewohnheitsmäßiges Kaffeetrinken (etwa 1 bis 3 Tassen täglich) auch bei Patienten mit Bluthochdruck nicht das Risiko von Herz-Kreislauf-Ereignissen. In höheren Mengen konsumiert (mehr als 4 Tassen täglich), erhöht Kaffee leicht, aber signifikant, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei dieser Patientengruppe.
Im Gegensatz zu regelmäßigen Kaffeetrinkern wird der Blutdruck durch Kaffee bei denjenigen erhöht, die nur gelegentlich Kaffee konsumieren, das ergaben mehrere Studien. Dieser Effekt hält etwa 3 Stunden an und hat keine Langzeitauswirkungen auf den Blutdruck.
Welche Kaffeeinhaltsstoffe könnten den Blutdruck beeinflussen?
Die Zusammensetzung der bioaktiven Inhaltsstoffe von Kaffee hängt von vielen Faktoren ab: Kaffeesorte, Pflanzenanzucht, Röstprozess der Bohnen, Zubereitung des Getränks. Die wichtigsten und bestuntersuchten unter ihnen sind Koffein, die Chlorogensäuren, Trigonelline, Kahweol und Cafestol. Ihre Wirkung im Körper beruht auf verschiedenen und teilweise unbekannten Mechanismen. Koffein kann den Blutdruck sowohl erhöhen als auch senken. Als Antagonist kann es an die Adenosin-Rezeptoren binden, wodurch Herzfrequenz, peripherer Widerstand (Erweiterung oder Verengung der peripheren Gefäße) und Diurese (die Harnausscheidung über die Nieren) verändert werden können. Andere Kaffeesubstanzen wie Chlorogensäuren, Trigonelline, Melanoide und Ferulasäure können den Blutdruck senken, indem sie das Angiotensin-konvertierende Enzym hemmen und somit die Gefäße erweitern. Auch schützen sie die Gefäße gegen oxidativen Stress.
Regelmäßiges Kaffeetrinken könnte den Blutdruck auch über die Änderung der Zusammensetzung des Darmmikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in unserem Darm leben) beeinflussen. Sowohl Koffein als auch andere antioxidative Inhaltstoffe von Kaffee sind positiv mit Erhöhung des Spiegels der Bacteroides (dominierende Bakterien-Gattung im Dickdarm) assoziiert.
Weitere Studien sollen das Zusammenspiel und die Auswirkung verschiedener Faktoren – wie z. B. Ernährung, Rauchen, genetische Ausstattung – sowie die Wirkweise von Kaffeeinhaltstoffen auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufklären.
Quelle:
Surma S. and Oparil S.: Coffee and Arterial Hypertension. Curr Hypertens Rep. 2021 Aug 9;23(7):38. doi: 10.1007/s11906-021-01156-3